Auf dem Weg zum Zukunftskiez

„Das wird gut“: Der Bildungscampus Kastanie wird zum Zukunftskiez. Wo diese Reise genau hingehen soll, war das Thema eines Auftaktworkshops, zu dem das Zukunftskiez-Team von Camino am Donnerstag, den 14. September 2023, in das Lernzentrum Helliwood am U-Bahnhof Hellersdorf eingeladen hatte.

Viele Engagierte waren gekommen, um mehr über den geplanten Zukunftskiez zu erfahren. Wie können sie mit den Einrichtungen, die sie vertreten, mitwirken, wie können sie sich aktiv einbringen? Und Zukunftskiez – was ist das überhaupt?

Zunächst nochmal ein kurzer Rückblick: Mit dem Bildungscampus Kastanie ist, gefördert durch das Quartiersmanagement Hellersdorfer Promenade im Förderprogramm Sozialer Zusammenhalt, ein Netzwerk an Einrichtungen mit Bezug zu Bildung entlang und rund um die Kastanienallee entstanden. Regelmäßig treffen sich die Mitglieder zu Vernetzungs- und Austauschrunden. Sinnbildlich für diese Kooperation sind mittlerweile unter anderem die jährliche Forscherwoche, die die Einrichtungen als gemeinsame Sache dieses Jahr schon zum fünften Mal als Sommerferien-Projektwoche auf die Beine gestellt haben, und der sich etablierende Spielstraßen-Aktionstag im September.

Mit dem Programm Zukunftskiez der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, unterstützt durch die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung, soll die bestehende Kooperation der Bildungseinrichtungen strategisch weiterentwickelt werden.

Als Projektleiterin vom Bildungscampus Kastanie, und jetzt auch vom Zukunftskiez, begrüßten Victoria Schwenzer und Theresa Kunze von Camino die Anwesenden.

Diskussion um den Bildungsbegriff

In Gruppen tauschten sich die Anwesenden angeregt darüber aus, was für sie gute Bildung bedeutet. Sie waren sich einig, dass gute Bildung Chancengleichheit für alle bietet und an individuelle Voraussetzungen anknüpft. Ein wichtiges Kriterium gelungener Bildung ist, beim Bildungsprozess eigene Selbstwirksamkeit zu entdecken. Bildung ist demnach nicht an feste Institutionen oder Abschlüsse gebunden, sondern findet informell an verschiedenen Orten, im sozialen Miteinander und generell das Leben lang statt.

Passend dazu nimmt das Zukunftskiez-Programm schulische und besonders außerschulische Lernorte in den Blick. Es geht darum, Kooperationen weiter zu festigen, damit der*die eine genau weiß, was der*die andere macht. Aber nicht nur das: Vor allem geht es auch darum, gegenseitige Synergien freizusetzen und Barrieren abzubauen – sichtbare oder unsichtbare, infrastrukturelle oder individuelle. Auch Schnittstellen sollen „Kanten“ verlieren, zum Beispiel beim Übergang zwischen Schule und Beruf. Konkret kann das so aussehen, dass man Schüler*innen am letzten Schultag nicht in die „freie Wildbahn“ entlässt, sondern sie schon vorher mit Personen und Institutionen in Kontakt bringt, die sie beim Übergang in den neuen Lebensabschnitt begleiten. Ein wichtiger Aspekt beim Zukunftskiez ist auch das Thema Mehrfachnutzung. Nach einem weiteren kurzen Input von Victoria Schwenzer zu einem hier geplanten Pilotraum – der modellhaft für den ganzen Bezirk sein soll – tauschten die Teilnehmer*innen in einer weiteren Gruppenphasen Ideen aus, welche Rahmenbedingungen für eine solche Mehrfachnutzung erfolgversprechend sein mögen.

Auftakt zum Prozess

Der Auftaktworkshop ist nun der Auftakt für einen Prozess, in dem das Thema Zukunftskiez für den Bereich um die Kastanienallee weiter konkretisiert wird. Dabei wird auch geklärt, ob der bestehende Kreis an Einrichtungen und Teilnehmer*innen durch weitere Mitglieder erweitert werden kann. Gegründet hat sich aus dem Kreis der Teilnehmer*innen inzwischen eine AG Öffentlichkeitsarbeit, die in den kommenden Monaten eine gemeinsame Identität und digitale Plattform für den Zukunftskiez schafft. Erste ambitionierte Namensvorschläge für den Zukunftskiez wurden zum Abschluss des Auftaktworkshops schon gesammelt. Gemeinsam schlagkräftig auftreten und Kompetenzen bündeln – das ist nicht nur das Motto für die gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit, sondern für den Zukunftskiez insgesamt.

Das Projektteam von Camino wird in den kommenden Wochen eine Angebots- und Ressourcenanalyse bei den Einrichtungen durchführen. Außerdem ist eine Elternbefragung geplant, um bei der Erarbeitung des Konzepts für den Zukunftskiez passgenau auf Bedarfe der Eltern Rücksicht zu nehmen.

Parallel dazu startet der Zukunftskiez in den kommenden Wochen mit ersten pilothaften Maßnahmen. Das LaberRhababer Begegnungscafé findet ab Oktober jeden Mittwochvormittag bei Kreativ in Bildung in der Hellersdorfer Promenade 6 statt. Damit wird bei der geplanten Elternbefragung die Sicht der Fachkräfte durch ein direktes offenes „Ohr“ bei den Eltern ergänzt.
Ebenso bietet das Kinderforscher*zentrum HELLEUM wöchentlich – und ebenso an mehreren Tagen in der ersten Woche der Herbstferien – eine offene Lernwerkstatt in der neuen Lernumgebung „Weltall“ an. Familien aus dem Quartier dürfen sich im HELLEUM außerdem auf kurzweilige und lehrreiche Aufführungen des Tüfteltheaters freuen.  Mit diesen pilothafen Maßnahmen sollen Erfahrungen gesammelt werden, wie außerschulische Angebote im Sozialraum verankert werden können und niedrigschwellig die Zielgruppen erreichen – im Sinne des erarbeiteten erweiterten Bildungsbegriffs.

In engem Austausch mit allen aktuell und zukünftig Beteiligten geht der Prozess zum Zukunftskiez jetzt weiter. Geplant ist das nächste Treffen als Leitbildworkshop Mitte Oktober, bis Mitte November 2023 soll das Konzept zum Zukunftskiez stehen. Das Ganze erfolgt in enger Zusammenarbeit einer „Verantwortungsgemeinschaft“ zwischen der strategischen Ebene auf Seiten der Verwaltung und der operativen Ebene der Handelnden vor Ort.

Das Projekt „Zukunftskiez Hellersdorf“ ist ein Umsetzungsprojekt im Rahmen des Modellprojekts „Zukunftskieze“, das die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie fördert und in Kooperation mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung GmbH in Modellregionen umsetzt. Der Zukunftskiez Hellersdorf wird von Camino gGmbH koordiniert und begleitet.